Rede von seiner Heiligkeit Sri Datta Vijayananda Teertha Swamiji – Yoga Vasishta – 8. Marsch, 2025 – Bannur
Heute morgen sind wir zu den Bilva Bäumen gegangen und haben mit ihren Blättern Lord Shiva verehrt. Bilva=Shiva und umgekehrt. Und von heute an sprechen wir in Yoga Vasishta über Rudra adhyaha (Text über Rudra, ein Name Shivas, der u.a. bedeutet, daß er alle Sorgen auflöst) mehr als tausend Rudras werden in diesem Kapitel beschrieben.
Wir haben viele verrückte Gedanken. Wir erinnern uns an irgendwelche Leute aus einem Land und beten für sie, wenn wir die Nachrichten hören.
Bisher haben wir über das Gespräch zwischen Krishna und Arjuna gesprochen. Ein Weiser bleibt auch unter extremen Bedingungen wie Krieg im inneren Gleichgewicht, kein äußerer Umstand kann seinen inneren Frieden stören. Wer die innere Glückseligkeit gefunden hat und deshalb das innere Licht leuchtet, sehnt sich nicht nach weltlichen Dingen, und kein Karma kann seinen inneren Zustand stören. Arjuna war vor der Schlacht aufgewühlt, sein innerer Frieden war gestört. Der Herr lehrte uns, daß die Bhagavad Gita sogar in Kriegszeiten Frieden bringen kann. Ein Yogi ist immer in dem höchsten Frieden verwurzelt, ganz gleich, wie die Umstände sind. Wir müssen die Essenz davon so verstehen: diese Geburt ist ein vorgestelltes Phantasiegebilde, und gerade so, wie wir jeden Tag die Kleider wechseln, wechseln wir bei jeder Geburt den Körper. Es ist ein ewiger Fluss. Wenn wir das erkennen, sind wir frei von Angst. Um über diese Illusion hinaus zu gehen und mit dem Herrn zu verschmelzen, müssen wir erkennen, daß dies alles ein Traum ist.
Eine Geschichte: ein Mann hatte einen Traum, in dem ein Tier vorkam, welches wiederum einen Traum von einem Tier hatte etc. Nach vielen Träumen von Tieren mit Träumen sieht der Mann sich als einen König – diese Schichten von Träumen gehen immer weiter, genauso wie unsere Geburten.
Kapitel 62
Wenn der Jeevi von einer Geburt zur nächsten geht, geht er von einer Unwissenheit bzw. Illlusion zur Nächsten. Um das zu veranschaulichen, erzähle ich die Geschichte von einem Yati, einem Weisen, er denkt immer an Gott und auch an weltliche Aspekte.
Einst lebte ein Yati, er hatte Leidenschaftslosigkeit bzw. Loslösung erreicht. Er wechselte von Meditation zu Samadhi, er hattte kein anderes Ziel. Wenn er nicht in Samadhi war, übte er sich in Shravana=hören,
Manana=studieren, Nidhi dhyasana=meditieren, was ihn zu Samadhi führte.
Vasana ist eine Gewohnheit. Der Herr und der Guru haben die Gewohnheit, die Devotees von ihren Sorgen zu befreien. Es ist die Gewohnheit d.h. Vasana dieses Yatis, Samadhi (Versenkung in das Höchste Bewusstsein) zu suchen. Sein Geist ist sehr rein. Samadhi bedeutet, daß der Chitta (Form des Geistes) die Form dessen annimmt, worauf er meditiert. Chitta ist normalerweise wie ein Affe, der von einem Thema zum anderen hüpft, aber dieser Yati hat ihn an einem Ort festgehalten, nämlich in der Meditation auf Paramatman. Chitta verliert dann sein Bewusstsein und verschmilzt mit dem höchsten Selbst. Dann ist der Geist auch ruhig und geht nirgendwo hin. Wenn unser Geist zu sehr in Bewegung ist so wie ein Baum im Sturm, dann müssen wir ihn mit den Anweisungen des Gurus festbinden. Dieser Yati hat keine Vasanas mehr, sein Chitta ist fest verwurzelt wie ein Baum. Der Chitta nimmt immer diejenige Form an, auf die er gerade meditiert. So wie Wasser die Form von Wellen annimmt, kann sein Geist jegliche Form annehmen, die er wünscht, so großartig ist sein Geist. Er ist entweder in Samadhi, oder er hört zu oder meditiert. Eines Tages erwacht er vom Samadhi und bleibt eine Weile sitzen. Steht nicht sofort nach der Meditation auf. Unser Geist war mit dem Herrn, wir sollten nicht sofort aufstehen, wenn wir wieder zu Sinnen kommen.
Der Samadhi von Valmiki war so großartig, daß sich Ameisenhügel um ihn herum bildeten, aber er war sich dessen nicht bewußt. Was den Sadhana betrifft, vergleicht euch mit Leuten, die besser sind als ihr, was Bequemlichkeiten betrifft, vergleicht euch mit jenen, die weniger haben als ihr, und wenn ihr Sorgen habt, vergleicht euch mit jenen, die größere Sorgen haben. Dann seid ihr zufrieden.
Dieser Yati verlängert die Zeit seiner Meditation, aber er kann nicht tagelang sitzen. Er denkt, daß er vielleicht etwas versäumt. Das ist ein Gefühl, das euch verzehren wird. Und er hat den Gedanken: und wenn ich wie ein normaler Mensch lebe, der sich nicht an die Schriften hält? Woher und warum kommt solch ein Gedanke? Wegen einer versteckten Tendenz (Vasana) in ihm, selbst dieser große Yati ist nicht frei davon. Manche Leute sind wie Landstreicher, sie folgen keinen Schriften, sie waschen sich nicht, nehmen Rauschmittel und scheinen in einer Art Rausch zu sein. Manchmal kann es so aussehen, daß sie glücklich sind. Vielleicht sieht der Yati so jemanden im Wald. Sein Geist nimmt dann die Form dessen an, woran er denkt, also nimmt er diese Form an. Während der Gedanke Wurzeln schlägt, verändert sich der Geist.
Der Yati schließt die Augen, und der Geist nimmt die Form dieses normalen Menschen an, und er macht im Geist die Erfahrung dieses normalen Lebens. Es ist eine Art Traumzustand, und er weiß nicht, wann er wieder in sein Leben zurückkommt. Sein Geist wird in dieses normale Leben hineingezogen wie in einen Strudel. Bisher war sein Geist dem Dharma verbunden und war beständig. Aber mit diesem Gedanken an einen normalen Menschen nahm der Geist dessen Form an, und das ist das Gegenteil von Yati Dharma. Die wichtigsten Elemente des Yati Dharmas sind baden und den göttlichen Namen wiederholen – snana und japa. Wir müssen die göttlichen Namen singen. Um uns an die Essenz einer Gottheit zu erinnern, müssen wir ihren Namen singen.
Der Yati wollte diesem normalen Menschen einen Namen geben. Es war sein Chitta. Der Yati nannte den Chitta-Mann Jeevata. Das bedeutet kleiner Jeeva. Es ist ein Mittel, sich an die verschiedenen Schritte der Reise seines Geistes zu erinnern, so daß er den Weg zurück finden kann, von wo er anfing.
Im Lalita Sahasranama heißt es, daß alle Namen die Namen der Muttergottes sind, warum braucht sie dann noch einen Namen? Das ist für uns. Sie muss nicht irgendwo hinkommen, um uns zu helfen, sie ist alles und überall.
Wenn wir meditieren und nach Kashi gehen wollen, reisen wir im Geist nach Kashi. Dieser Yati baute eine Phantasiestadt in seinem Traum.
Einmal war ein Weiser müde, nachdem er seine täglichen Rituale durchgeführt hatte. Da er müde war, lösten sich alle seine Aktivitäten in ihm auf und er schlief ein. Geradeso, wie der Baum als eine Tendenz in dem Samen weilt, zogen sich alle Tendenzen des Weisen in seinen Geist zurück. Er schlief ein und sah sich im Traum als einen Weisen, der dann ein König wurde. Als der König ein Mittagsschläfchen hielt, wurde er im Traum ein großer Herrscher – vielleicht war der König durch einen großen Herrscher beunruhigt und träumte deshalb von ihm. Der Herrscher lebte im Luxus und hatte viele Frauen, aber er sehnte sich nach himmlischen Tänzerinnen (Apsaras). Im Traum wurde er selbst ein Apsara, die immer an schöne Augen und daher an ein Reh dachte. Im Traum wurde sie selbst ein Reh. Das Reh sah Schlingpflanzen und wurde im Traum selbst eine Schlingpflanze, diese dachte an eine Biene und wurde eine Biene. Sogar Pflanzen und Tiere haben Träume. Bienen sind verrückt nach Lotusblumen. Und als die Biene in einer Lotusblüte war, trat ein Elefant darauf, und die Biene wurde ein Elefant. Er wurde ein Kriegselefant. Viele Bienen schwirrten um ihn herum. Der Elefant wurde eine Biene, die an einen Schwan dachte und ein Schwan wurde. Der Schwan war krank und starb, dachte aber an Brahmas Schwäne und wurde einer davon.
Wenn wir krank sind, können wir die Krankheit mit Gedanken an den Herrn verringern. Wenn wir mit dem Guru zusammen sind, hören wir gute Worte. Dieser Schwan hörte Brahmas Worte und erreichte die Fähigkeit, befreit zu werden. Wenn ihr zum Satya Loka geht, hört ihr Sarasvatis Veena und Brahmas Worte. Eines Tages ging Brahma auf seinem Schwan nach Kailash, dort sah der Schwan viele Rudras und wurde einer davon. Der Yati dachte, wie erstaunlich dieser Rudra war und erwachte. Beide waren da, der Yati und Rudra, und unterhielten sich.
Übersetzung ins Deutsche von Sridevi basierend auf der Übersetzung Tejas, der jeweils bei den Live-Übertragungen simultan im Kommentar ins Englische übersetzt. Kurze Erläuterungen sind in Klammern.