Rede von seiner Heiligkeit Sri Datta Vijayananda Teertha Swamiji – Yoga Vasishta – 25. Februar, 2025 – Mysore
Selbst ein lebend Befreiter führt die notwendigen Handlungen aus, um am Leben zu bleiben. Er ist fähig, in dieser Welt gemäß den Regeln dieser Welt zu leben. Der lebend Befreite lebt entsprechend den Wegen dieser Welt. Er lebt wie ein normaler Mensch in der Gesellschaft, mit der Zeit werden seine Kraft und sein Einfluss sichtbar. Bildhaft gesprochen: die Hitze und das Licht der Sonne sind in der Dämmerung spürbar, jedoch nicht um Mitternacht.
*Oh Sri Rama, früher haben wir schon diese Frage gestellt, die die lebend Befreiten sich stellen: wenn ich der makellose Paramatman bin, warum verfalle ich dann der Anhaftung?*
Es ist wichtig, zwischen Atman und Nicht-Atman unterscheiden zu können. Die lebend Befreiten haben eine zusätzliche Qualität: sie werden nicht von Vergnügungen heimgesucht, und die lebend Befreiten jagen nicht nach Vergnügungen. Am Anfang wünschen sie das Gute. Mit der Zeit lehnen sie alles (alle Vergnügungen) ab. Und dann geben sie den Wunsch auf, irgendetwas zu bekommen oder abzulehnen (sie nehmen mit Gleichmut alles an, was kommt). Wenn ihr bemerkt, daß eurer Sadhana diese Qualitäten hervorbringt, dann ist euer Sadhana fruchtbar. Nehmt Notiz davon, denn sonst ist euer Sadhana nicht nützlich.
Im Allgemeinen sind Wünsche die Natur aller Lebewesen, weil Lebewesen stark mit dem Geist identifiziert sind, der voller Wünsche ist. Aber lebend Befreite sind nicht so. Sie haben erkannt, daß sie und der Geist verschieden sind. Sie haben nachgeforscht und kamen zu diesem Ergebnis. So wie ihr die kleinen Steinchen aus dem Reis aussortiert, haben sie die Identifikation mit dem Geist aussortiert. Deshalb folgen sie nicht der natürlichen Tendenz, Wünsche zu haben. Sie sind in dem ewig zufriedenen Zustand, ohne jegliche Wünsche. Lebend Befreite sind frei von dem Wunsch nach Vergnügungen.
Jetzt wird eine weitere Qualität von ihnen beschrieben.
*Atma Chaitanya erscheint als die Dreiheit von Erfahrender- erfahren- Erfahrenes. Wenn Atman Chaitanya das nicht täte, gäbe es keine Erfahrung. Atma Chaitanya durchdringt alle Wesen als diese Dreiheit.*
Der lebend Befreite erreicht diese Klarheit durch die Kontemplation auf die Wahrheit. Er erkennt, daß die Dreiheit Atma Chaitanya ist, er hört dort jedoch nicht auf, sondern er meditiert immer wieder darauf und praktiziert es intensiv. Dadurch verankert sich diese Erfahrung und dieser Glaube fest in ihm. Er festigt sich durch die Erfahrung des täglichen Yogas und der täglichen Meditation. Dieser starke Glaube, der von rigoroser Praxis und Sadhana herrührt, ist eine weitere Qualität des lebend Befreiten. Er erkennt, daß die Dreiheit nichts anderes als Atma Chaitanya ist. Seht diese Dreiheit in allem, was ihr tut. Sie ist die Mutter. Seher-sehen-Gesehenes oder Wissender-wissen-Gewußtes sind Beispiele weiterer Dreiheiten bzw Triputis.
Manche lebend Befreiten sehen so aus als würden sie die Vergnügungen dieser Welt genießen. Wie kommt das? Für sie ist es nutzlos, aber sie müssen so handeln, um andere nicht in die Irre zu führen.
*Von einem Weisen sagt man, daß nur gute Gewohnheiten in seinem Geist verankert sind. Von einem Intelligenten sagt man, daß er alles, was es in dieser Welt zu genießen gibt, ablehnt.*
Warum müssen Mahatmas (große Seelen) ein heiliges Bad nehmen wie z.B. bei der Kumbha Mela? Sri Swamiji ging auch zur Maha Kumbha Mela, um ein Beispiel zu geben und anderen den richtigen Weg zu zeigen. Ansonsten denken die Leute, wenn Swamiji nicht hingeht, dann ist es nicht wichtig. Die lebend Befreiten scheinen in dieser Welt Vergnügungen zu genießen, aber in Wahrheit haben sie kein bisschen Vergnügen dabei. Das ist eine weitere große Qualität des lebend Befreiten.
In einer kleinen Stadt lebten einfache Leute, die nicht viel Wissen hatten. Eine Epidemie kam und viele starben. Sie fragten sich, warum das passierte und versanken in Kummer. Sie suchten nach dem Grund. Ein Mann fand, daß dieser Wind (mit der Epidemie) vom Himmel kam, der Himmel ist der Schuldige, lasst uns ihn schlagen. Die Leute versammelten sich und versuchten, den Himmel mit Stöcken zu schlagen. Ein Gelehrter war unter ihnen. Wenn er ihnen verboten hätte, den Himmel zu schlagen, hätten sie ihn geschlagen. Deshalb nimmt er auch einen Stock und schlägt die Luft. Nach 2-3 Tagen sind sie müde und sehen kein Ergebnis. Sie erkennen die Nutzlosigkeit ihres Angriffs. Jetzt kann der Gelehrte mit ihnen sprechen und ihnen erklären, daß die Epidemie eine Behandlung benötigt und kann ihnen langsam helfen zu verstehen. Obwohl der Gelehrte wußte, daß es eine unsinnige Handlung ist, den Himmel zu schlagen, hat er sie ausgeführt. Genauso, obwohl die Vergnügungen dieser Welt ihm gar nichts bedeuten, verhält sich der lebend Befreite gemäß den Regeln und Gewohnheiten der Welt.
Der lebend Befreite glaubt, daß Vergnügungen nutzlos sind. Warum glaubt er dann, daß alles Atma Chaitanya ist? Ist das nicht nutzlos? Wie kann das seine natürliche Veranlagung sein?
*Wer seine eigene Perfektion sucht, indem er dem Beispiel anderer folgt, schlägt sich mit der Luft oder schlägt einen Busch auf der Suche danach. Die Ernsthaftigkeit der Absicht ist notwendig, um erfolgreich zu sein.*
Wenn ein Tempel auf der anderen Seite des Flusses ist, nehmt ihr ein Boot, um den Fluss zu überqueren und in den Tempel zu gehen. Das Boot ist unwirklich, aber Gott im Tempel ist wirklich, aber ihr müsst das Boot benutzen, um den Anblick Gottes zu haben. Mit diesem unwirklichen Körper erkennt ihr das wirkliche Chaitanya in dem Körper.
Nehmen wir einmal an, das Gefühl “Gott ist in allen” oder “die Dreiheit ist nur Chaitanya” sind Illusion, ein erfundener Glaube. Das stimmt auf eine Art, denn Chaitanya ist nicht in allen, in Wahrheit ist nur Chaitanya. Aber das ist nicht einfach zu verstehen, deshalb gehen wir Schritt für Schritt, um zu verstehen, daß Gott in allen und allem ist.
Seid euren Eltern dankbar, daß sie euch zu diesem Körper verholfen haben, denn mit ihm könnt ihr Gutes tun und Wissen erlangen.
Wie ist es möglich, die ewige Glückseligkeit Atmans zu kennen?
Jedes Wesen begrenzt sich auf den Körper, seit unendlichen Zeiten wird dem Atman diese Begrenzung auferlegt, und wenn das nicht zerstört wird, könnt ihr nicht erkennen, daß ihr Atman seid. Diese Begrenzung steht euch selbst im Weg, und um euch davon zu befreien, beseitigt das Ego oder das Ich.
Als erstes glaubt ein Sucher daran, daß er alles ist. Er kann mit seiner Familie und Gemeinschaft anfangen. Deshalb geht ihr auf Pilgerreisen, dabei seht ihr alle ohne Unterschied als Devotees des Herrn. Obwohl das nicht die absolute Wahrheit ist, hilft es euch, Paramatman ohne Eigenschaften (nirguna) zu verstehen. Ihr schreitet von der Verehrung der Form zur Verehrung des Formlosen voran. Glaubt daran, daß Gott in allen und allem zuhause ist.
Das Gefühl, daß Gott in allen und allem wohnt, hilft euch, das Formlose zu verehren. Der lebend Befreite zeigt das in seinen Handlungen.
Um den Schleier der Unwissenheit zu lüften, braucht ihr das Wissen von Brahman.
Es ist nicht nötig, die Gliedmaßen vom Körper abzutrennen, um zu beweisen daß ihr nicht der Körper seid. Dieses zerstörerische Verhalten entspricht nicht den Schriften, und es kann nicht die Wahrheit enthüllen.
Als die himmlischen Wesen einmal eine Homa (Feuerzeremonie) durchführten, opferten sie dem Feuer ihre Körperteile. Als sie beim Kopf angekommen waren, erschien die Mutter. Sie bewunderte ihre Hingabe und wies sie zurecht, daß dies nicht die geeignete Methode sei. Das ist in Lalita Sahasranama erwähnt.
Übersetzung ins Deutsche von Sridevi basierend auf der Übersetzung Archanas, die jeweils bei den Live-Übertragungen simultan im Kommentar ins Englische übersetzt. Kurze Erläuterungen sind in Klammern.