Rede von seiner Heiligkeit Sri Datta Vijayananda Teertha Swamiji – Yoga Vasishta – 1. Marsch, 2025 – Mysore
Brahman ist die ewige Wahrheit, das weiß jeder. Er ist beständig und unveränderlich. Er leuchtet aus sich selbst heraus, er braucht nichts anderes, um zu leuchten, tatsächlich erhellt er alles andere.
Warum ist der unteilbare Brahman nicht zu erkennen, solange der Geist nicht still ist? Warum sehen wir ihn nicht, da er doch aus sich selbst heraus leuchtet?
Hier lernen wir, wie wichtig Sadhana ist. Erst wenn ihr die Augen öffnet, könnt ihr die Sonne sehen. Brahman bleibt durch die zeitlose Unwissenheit verdeckt, bis alle Aktivitäten des Geistes schweigen und alle Wünsche und Vasanas (Veranlagungen) verschwunden sind. Erst dann ist der Geist in Brahman verankert. Brahman ist durch den Schleier der Unwissenheit verdeckt. Solange Brahma Chaitanya durch Unwissenheit verdeckt ist, wird er als ein weiteres sichtbares Objekt wahrgenommen, etwas, dessen Anblick wir ab und zu haben wollen.
Wenn wir dem Guru nur für Wunscherfüllung folgen, sehen wir Ihn als einen inmitten vieler Dinge dieser Welt, d.h. bis der Schleier der Unwissenheit gelüftet ist, wird Chaitanya als Teil dieser Welt wahrgenommen. Obwohl Brahman aus sich selbst heraus leuchtet, führt unsere Unwissenheit dazu, daß wir Ihn als ein Objekt der Welt sehen, als bräuchte Er etwas anderes, um zu leuchten.
Licht leuchtet aus sich selbst heraus, wie z.B. die Sonne. Sie gibt Licht, egal ob ihr sie seht oder nicht. Bis ihr von der Unwissenheit befreit seid, erscheint es, als würde Chaitanya sein Licht von einer anderen Quelle bekommen und als könne Er durch die Aktivitäten des Geistes erfasst werden.
Gott existiert nicht wegen des Essens (Naivedyam), das ihr Ihm darbringt. Wer ist verantwortlich für das Essen? Ihr habt nicht die Samen gesät und habt es auch nicht gekocht, aber ihr bringt es dar und denkt, Gott bekäme Energie dadurch.
Krishna zeigt uns das im Bhagavatam. Er zerbrach den Buttertopf, als die Butter Ihm nicht dargebracht wurde. Er erinnerte daran, daß die Butter ursprünglich von Ihm kam.
Wegen der Unwissenheit scheint Chaitanya von einer anderen Quelle Licht zu bekommen. Deshalb unterhält der Jeevi verschiedene Illusionen.
Befreit euch von der Unwissenheit, zerreißt den Schleier!
Wenn der Sucher komplettes Wissen erlangt hat, sind seine Reaktionen und Gefühle total ausgelöscht, geradeso wie die Flamme einer Öllampe. Die Flamme ist gelöscht und vermischt sich mit der unendlichen Luft.
Wenn der Sucher dieses Wissen erfährt, ist die Unwissenheit verschwunden, und die Bewegungen des Geistes sind still geworden. Es gibt gar keine Reaktionen oder Gefühle mehr, so wie die Lampe, die in perfekter Stille ruht – das Licht der Lampe scheint ein Spielzeug zu sein, so still ist sie.
Wenn die Bewegung in Chaitanya zum Stillstand kommt, ist Befreiung erreicht.
Wir können Paramatman durch Yoga oder durch Wissen erreichen. Prana Vayu (fünf Ströme der Lebenskraft im Körper) ohne jegliche Bewegung ist auch ein Weg zur Perfektion. Das ist auch Befreiung.
Vom Guru lernen wir, Pranayama mit der Suche nach der Wahrheit zu verbinden. Ham Sa – So Ham. Hamsa (Schwan) ist das Prana Vayu, das durch die beiden Nadis Ida und Pingala fließt und Sushumna erhellt (Sushumna ist die zentrale Nervenbahn in der Wirbelsäule, um die herum sich auf beiden Seiten Ida (Mondenergie) und Pingala (Sonnenenergie) bewegen und jeweils in der Wirbelsäule kreuzen und ein Chakra bilden).
Prana Vayu gibt seine natürliche Bewegung auf und wird still. Wir haben schon über die verschiedenen Vayus und deren Aufgabe und Lokalisation im Körper gesprochen. Durch Pranayama, verbunden mit der Suche nach der Wahrheit, werden sie still. Wenn die Bewegung der Prana Vayus aufhört, wird der Geist ruhig und er gibt seine Unbeständigkeit auf. Prana Vayu in diesem Zustand ist Befreiung.
Prana Vayu ist nicht verschieden von Brahman. Prana Vayu ist weder Wahrheit noch Unwahrheit, es ist da, aber es ist still. Wir können es nicht Brahman nennen, und wir können nicht sagen, es bewege sich. Es hat seine weltliche Natur der Bewegung aufgegeben und ist still wie Brahman. Wir köńnen es weder mit der Welt noch mit dem, das nicht existiert vergleichen. Wir können es nicht Illusion nennen. In diesem Zustand ist Prana Vayu in der Form Shuddha Chaitanyas. Deshalb wird dieses bewegungslose Prana Vayu Befreiung genannt.
Wenn Prana Vayu mit Chaitanya eins wird, dann ist es bewegungslos d.h. dann erhellen die Bewegungen des Geistes nicht mehr die weltlichen Objekte und es verbindet sich nur mit dem Göttlichen – dann st nur Brahman erhellt. Dieser Geist ist frei von Anhaftung und Befreiung und existiert nur als Name. Es ist weder Anhaftung noch Befreiung, er ruht in seiner eigenen Natur. Diese Glücksseligkeit ist Befreiung. Diskutiert nicht, sondern praktiziert euren Sadhana, bringt es zur Erfahrung.
Wenn wir über Samsara nachdenken, entstehen durch die Objekte der Welt die Bewegungen des Geistes. Sakshi Chaitanya erhellt den Geist, wodurch dieser die Welt erkennen kann. Wir sehen die weltlichen Objekte kommen und gehen. Wenn wir Licht auf ein Objekt scheinen lassen, sehen wir es. Die Objekte scheinen zu kommen und zu gehen, jedoch das Licht ist in uns. Wenn wir durch Sadhana erfahren, daß das Licht in uns ist, sehen wir die Objekte nicht kommen und gehen. In diesem Zustand gibt es weder Anhaftung noch Befreiung, denn Befreiung und Anhaftung sind nur eine Illusion.
Dann gibt es keine Befreiung? Doch, aber nicht so, wie ihr es euch vorstellt. Im Zustand des lebend Befreiten gibt es weder Anhaftung noch Befreiung.
Das ist eine wundervolle Einweihung!
Oh Rama, erinnere dich daran, daß Befreiung und Anhaftung nicht existieren. Beides sind eine Illusion. Der Wunsch des Geistes nach Befreiung verletzt das Gefühl der Vollkommenheit im Inneren.
Ihr seid schon vollkommen in euch selbst.
Viele wollen Befreiung, aber strengen sich nicht dafür an. Der Wunsch nach Befreiung ist gut, aber Sadhana ist absolut notwendig. Lehnt nicht Befreiung ab, weil sie das Gefühl der Vollkommenheit stört. Lehnt sie nicht ab und strebt auch nicht danach. Engagiert euch in eurem Sadhana. Selbst der Gedanke, daß ihr keine Befreiung wünscht, schafft mehr Anhaftung. Nun haben wir totale Verwirrung.
Anstatt über Anhaftung und Befreiung nachzudenken, kümmert euch nicht darum, das ist besser. Wenn ihr Befreiung ablehnt, kreiert ihr Anhaftung, und wenn ihr Befreiung wünscht, stört es das Gefühl der Vollkommenheit. Anstatt darüber zu diskutieren, kümmert euch nicht darum. Ohne an Anhaftung und Befreiung zu denken, meditiert auf Brahman.
Oh Sri Rama, Shuddha Chaitanya ist frei von Unwissenheit, kümmert sich nicht um weltliche Angelegenheiten und ist alldurchdringend. Es ist das höchste Gut, dieses Shuddha Chaitanya zu erkennen.
Vergesst alle Argumente und übt.
Das ist die Einweihung des höchsten Heiligen, deshalb ist sie das Höchste.
In diesem grenzenlosen Chaitanya war eine Bewegung geboren, und durch die Kenntnis der Wahrheit kommt diese Bewegung zum Stillstand. Durch Wissen allein kommt die Bewegung zum Stillstand. Das Gefühl von “ich” stirbt und entbehrt jeglicher Grundlage. Dann bleibt nur Atman Tattva (Prinzip der Wahrheit, des Selbst). Wer kann jetzt noch Befreiung erlangen? Und wovon?
Das Wesen stellt sich etwas vor, das nicht existiert, und wenn es frei ist von dieser Vorstellung, denkt es, ist es befreit. Die Schlange, die ihr euch anstelle des Seils vorgestellt habt, ist verschwunden. Wo ist die Schlange?
Ihr habt euch etwas vorgestellt, das nicht eure Natur ist. Wenn ihr diese Vorstellung loslasst, dann seid ihr eure wahre Natur. Wenn ihr denkt, daß ihr nicht verhaftet seid, dann gibt es nichts, wovon ihr euch befreien müsst. Wenn ihr fühlt, daß ihr nicht verhaftet seid, macht ihr keinen Sadhana. Die Bewegung bzw Reaktion des Geistes erschafft die Anhaftung, und wenn keine Reaktion da ist, ist es Befreiung.
Dann kommt eine Frage auf.
Der Sankalpa (Entschluß) im Geist erschafft diese Welt und die Illusion der Anhaftung. Es ist eine Illusion, genauso wie die Person, die fest eine Säule umarmt und nach Befreiung von der Säule ruft.
Das höchste Ziel ist es, diese Bewegungen des Geistes anzuhalten. Was ist die Methode?
In dieser Welt haben wir normalerweise Gedanken darüber, etwas zu tun oder nicht zu tun. Aber der intelligente Sucher sieht keine Unterschiede in seinen Sankalpas (Entschlüssen), sie kommen und gehen – ignoriert sie!
Unterhaltet nicht das Gefühl “Ich tue das, ich tue das nicht”.
Wenn ihr das Gefühl überwindet, daß die Entschlüsse durch eure Absicht entstehen, dann besiegt ihr sie. Wenn ihr die Sankalpas ignoriert, sind sie besiegt, sie werden nicht zu Handlungen und damit nicht zu Vasanas. Wenn ihr diesen Sadhana praktiziert, haben die Sankalpas keinen Effekt. Das ist wie ein gemalter Baum – wird er Früchte tragen, die ihr essen könnt? Nein.
Ignorierte Sankalpas sind genauso, ihr müsst sie nicht wegjagen, es reicht, sie zu ignorieren.
Übersetzung ins Deutsche von Sridevi basierend auf der Übersetzung Archanas, die jeweils bei den Live-Übertragungen simultan im Kommentar ins Englische übersetzt. Kurze Erläuterungen sind in Klammern.