Rede von seiner Heiligkeit Sri Datta Vijayananda Teertha Swamiji – Yoga Vasishta – 11. Marsch, 2025 – Jayalakshmipuram
Wir sprechen heute in Jayalakshmipuram über Yogavasishta.
Ein Yati (Weiser) fragte sich eines Tages, wie sein Leben aussehen würde, wenn er wie ein normaler Mensch leben würde. Er träumte sich selbst als eine Person, die er Jivatha nannte, wurde dann ein Schwan Brahmas und schließlich Rudra. Er dachte darüber nach, wie wundervoll diese Maya (Illusion) ist.
Wegen Maya nimmt das Shuddha Chaitanya (das höchste Bewusstsein) die Form eines Jeevas (individuelle Seele) an. Der Grund dafür ist Maya bzw. Unwissenheit und Illusion. Der Jeeva geht durch viele Geburten und wird dank seines Sadhanas (spirituelle Praxis) ein Yati (Weiser). Er hatte nicht das Tattva Jnana (Wissen um die höchste Wahrheit), aber er hatte Unterscheidungsvermögen (Viveka) bzgl Ewigkeit versus Vergänglichkeit. Solange er meditierte, war er in der Wahrheit versunken.
Manche unterdrücken die Sinnesorgane gewaltsam, jedoch können sie nicht besiegt werden ohne Wissen. Wünsche werden ohne den Anblick der höchsten Wahrheit nicht vollkommen zerstört. Ohne Wissen ist der Einfluss der Wünsche sehr stark, und es ist sehr schwierig, die Sinne zu kontrollieren. Um die Sinne zu kontrollieren, ist Wissen notwendig und ein diszipliniertes Leben gemäß den Schriften. Sri Krishna sagt das klar in der Bhagavad Gita.
Der Yati hatte kein volles Wissen, aber er hatte seine inneren und äußeren Sinne unter Kontrolle. Er achtete darauf, nicht das Gefühl von “ich und mein” zu entwickeln, wenn es um weltliche Objekte ging. Das war nur durch Abhyasa (spirituelle Praxis) möglich.
Als Arjuna zu Krishna sagte, daß es sehr schwierig sei, den Geist zu kontrollieren, bestätigte dies Sri Krishna und sagte: “Mit Übung und Vairagya (Loslassen) ist es möglich “.
Dank seiner starken Übung hatte der Yati sich von allen Erinnerungen an die Vergangenheit befreit, und seine Vasanas (Veranlagungen) hatten sich verringert. Der Yati meditierte in einer stabilen Position wie Padmasana (Lotushaltung). Dadurch kamen die Körperteile, die Lebenskräfte und die Sinnesorgane unter seine Kontrolle. Es blieb nur der Geist, und die Kontrolle des Geistes ist der wahre Sadhana. Sie ist sehr schwierig, viel schwieriger als die Kontrolle der Sinnesorgane.
Deshalb führte der Yati sowohl physische als auch geistige Puja durch – ihr müsst die Nässe des Wassers spüren während des Abishekams
(Gottheit mit Wasser übergießen) und dann die Statue komplett trocknen. Mit dieser geistigen Verehrung hielt der Yati seinen Geist an einem Ort still. Dank der Kraft seines Sadhanas konnte er durch die Formen verschiedener Gottheiten reisen. Sein Geist war entzückt von einigen dieser Formen. Selbst als Kinder fühlen wir uns zu bestimmten Formen hingezogen, manche mögen Hanuman, andere Devi. Das ist der Segen der jeweiligen Gottheit. Ihr müsst nicht zögern in der Wahl eurer Gottheit. Verstärkt die Beziehung mit der Gottheit, die euch am meisten anspricht. Konzentriert euch auf diejenige Form, die eure Unbeständigkeit verringert. Der Yati prüfte mit diesen beiden Kriterien: die Form, die mich am meisten anspricht und die Form, die meine Unbeständigkeit verringert, und dann vertiefte er seinen Geist
darin. Wenn ihr euch einen guten Teil des Tages auf eine Form konzentrieren könnt, bleibt euer Geist den ganzen Tag mit dieser Form verbunden.
Geistige Puja d.h.Kontemplation auf die höchste Wahrheit, war die intensive Übung des Yatis, und so verhinderte er, daß Gedanken von der Außenwelt in seinem Geist auftauchten. Wenn der Geist sich von Gott oder Guru entfernt, bringt ihn sofort zurück. Der Yati war vollkommen in die Form der Gottheit versunken und meditierte immer auf sie. Der Chitta (Form des Geistes ) ist an Ablenkungen gewöhnt und denkt immer an weltliche Sachen. Wie können diese weltlichen Sachen vergessen und der Chitta zur Konzentration auf eine Sache gebracht werden? Wenn ein neues Wunder in den Geist kommt, verschwinden die alten. Wenn wir mehr Stille und Meditation üben, lässt die Sehnsucht nach weltlichen Angelegenheiten nach. Es gibt nichts, wovon wir uns nicht befreien können. Wenn wir schlechte Gewohnheiten aufgeben wollen, fangen wir mit guten Gewohnheiten an. Gemäß der Jahreszeit verändert der Baum seine Farben. Am Anfang ist der Geist unbeständig, aber mit der Übung wird er stabiler. Es ist ideal, früh am Morgen zu meditieren, bevor der Geist sich mit weltlichen Angelegenheiten befasst. Obwohl der Yati meditierte, spürte er eine Unruhe. Wer nicht viel Hingabe hat, mag denken, daß die Unwissenden glücklicher sind, denn sie müssen nicht so hart üben und müssen keine Rituale ausführen. Der Yati hatte schon viel Sadhana hinter sich, aber sein Wissen war noch nicht ausgereift. Als ein normaler Mann vorbeikam, fragte er sich, wie das Leben als ein einfacher Mann wohl sei. Er fing an, über das Leben dieses Mannes, das nicht den Schriften entsprach, nachzudenken. In seinen Vorstellungen und Träumen lebte er wie dieser Mann, den er Jivatha nannte. Alle Anweisungen der Texte waren in ihm zerstört, und die gegenteiligen Veranlagungen traten in ihm zutage. Selbst wenn wir Wissen erreicht haben, müssen wir den Anweisungen der Texte folgen.
Selbst für einen Erleuchteten sehen die Texte Kleidung vor, zumindest muss er ein Tuch um die Hüften tragen. Da sich die gegenteiligen Veranlagungen in ihm ausbreiteten, lief er wie eine Ameise herum, die in den Ameisenhügel hinein- und wieder hinausgeht. Er hatte viel Sadhana getan, um seine Veranlagungen zu reinigen, aber nun ließ er seinen zerstörerischen Tendenzen freien Lauf. Der Yati erlebte das Leiden nur im Traum. Er lief überall als ein Trunkenbold herum und hatte denoch viel Respekt für diejenigen, die die heilige Schnur trugen.
Diese sind sehr diszipliniert, gewaltlos und nur auf Gott konzentriert. Sie werden Dvija genannt und als Brahman erachtet. Sie inspirieren uns genauso zu sein. Wenn die gesamte Gesellschaft diesen Lebensstil anwenden würde, hätten wir eine wundervolle Gesellschaft.
Die vier Kasten kommen alle vom kosmischen Herrn. Niemand ist höher oder tiefer, der Herr hat nur für jeden bestimmte Regeln aufgestellt. Das wird durch Gier und politische Macht mißbraucht, daher lasst euch nicht durch Propaganda in die Irre führen.
Dieser Yati, der ein Trunkenbold geworden war, hatte sehr viel Respekt für die Dvijas. Ihr habt eine bestimmte Geburt, aber ihr könnt eure Lebensweise ändern. Im Traum wurde der Yati ein Brahmane. Dasjenige, worüber ihr intensiv nachdenkt, wird gewinnen. Jivatha war da, aber Vipra bzw der Brahmane war nicht da. Der Jivatha dachte an den Vipra und wurde allmählich wie er. Die Veränderungen müssen in euch selbst anfangen, dann kann euch niemand beeinflussen. Als der Dvija ins Bild kam, war der Jivatha verschwunden. Nutzt den Sadhana, um gute Veranlagungen zu stärken. Besucht Tempel oder meditiert auf den Guru, je nach eurer Gewohnheit. Jivatha war ein Vipra geworden und dachte nun an den König.
Es ist ein Wunder, daß ein Kokosnussbaum mit Salzwasser gewässert werden kann und doch süßes Kokosnusswasser gibt. Deshalb wird er wunscherfüllend genannt. Es ist wie ein Heiliger oder ein Mönch, der immer Gutes tut. Der Kokosnussbaum hält die Kokosnüsse sehr sorgfältig auf seinem Kopf.
So wie das Wasser, das wir dem Baum geben, allmählich zu Früchten führt, wurde der Brahmane zu einem Vasallen König. Das passiert alles dem Yati, der hier mit uns sitzt. Während er hier sitzt, erlebt er alle diese Geburten. Um gute Ergebnisse zu haben, müsst ihr gut handeln. Wenn ihr gemäß dem Dharma handelt, bekommt ihr eine höhere Geburt. Um unabhängig zu sein, wollte er jetzt von dem Vasallenkönig zum König aufsteigen. Er tat viel Gutes, er brauchte den Segen Gottes und die Unterstützung der Leute. In seinem Traum wurde er König. Als König hatte er viele Frauen, aber er war jetzt an himmlischen Tänzerinnen interessiert – Apsaras. Seid vorsichtig, was ihr euch wünscht, ihr mögt es nicht bekommen, sondern dazu werden. Da er eien Apsara als Frau wollte, wurde der König eine Apsara. Im Traum wurde der Yati als Apsara geboren. Dann wurde er als Reh geboren, da er immer an die schönen Augen der Rehe dachte. Das Reh wurde die Schlingpflanze, woran das Reh immer dachte, weil es sie so gerne aß. Viele denken auch nach dem Essen noch an Essen. Warum könnt ihr nicht essen und es dann vergessen? Die Schlingpflanze sah im Traum, daß sie von einem Tier gefressen wurde. Träumen Pflanzen? Ja, warum nicht? Als die Schlingpflanze gepflückt wurde und verwelkte, wurde sie die Bienen, die immer um sie herumgeschwirrt waren. Die Biene wurde zusammen mit der Lotusblume, in der sie sich aufhielt, von einem Elefanten zertreten. Obwohl sie das wußte, wollte sie trotzdem eine Biene sein, um in der Welt umherfliegen zu können. Wenn ihr einen Bully seht, müsst ihr nicht auch ein Bully werden. Ihr müsst nur lernen, wie damit umgehen.
Die Biene hatte 90 Geburten. Der Rudra in dem Yati erinnert sich an das alles. Nachdem ich diese hundert verschiedenen Formen durchlebt habe, bin ich schließlich derselbe Rudra geworden. Und das alles wegen des kapriziösen Verhaltens meines Geistes in dieser wechselhaften Welt.
Der Yati in der Form Rudras dachte, daß er genügend Geburten erfahren habe und bekam schließlich Rudra. «Ich bin durch unzählige Geburten und Tode gegangen, mal war ich ein Jivatha, dann ein Brahmane und dann der Herrscher der Welt. Ich war ein Schwan inmitten der Lotusblumen und ein Elefant in den Vindhya Bergen. Dann wurde ich die Form eines Rehs. In der Form des Körpers gefangen, erlebte ich viele Geburten.
Nachdem ich zuerst von meinem göttlichen Zustand gefallen bin, war ich ein Devotee, der dem göttlichen Wissen hingegeben war und die entsprechenden Rituale durchführte».
«Am Anfang der Schöpfung war ich ein Jiva, unendlich viele Jahre und Zeitalter, Maha Yugas, die vier Zeitalter waren hunderte Male vorüber gegangen In diesem Zustand verbrachte ich viele Jahre und Zeitalter, und viele Tage und Nächte und Jahreszeiten und Jahrhunderte glitten unmerklich über mich hinweg. Aber immer und immer wieder wich ich von meinem Kurs ab und war immer wieder Opfer neuer Formen und Geburten. Bis ich endlich dank meines noblen Verhaltens Brahmas Gefährt, der Schwan, wurde”. Unsere guten Taten tragen immer zur rechten Zeit Früchte.
Dieser Yati hatte Samipya Befreiung (dank der Nähe zur Form Brahmas) erreicht und Sarupya Befreiung (Einheit der Form) mit Rudra.
Übersetzung ins Deutsche von Sridevi basierend auf der Übersetzung Archanas, die jeweils bei den Live-Übertragungen simultan im Kommentar ins Englische übersetzt. Kurze Erläuterungen sind in Klammern.